07.10.2021

Wiederkehrende Blasenentzündung: Es müssen nicht immer Antibiotika sein

Vorläufiger HTA-Bericht zeigt, dass der präventive Einsatz von Cranberry-Präparaten sinnvoll sein kann. Stellungnahmen sind bis zum 5.11.2021 möglich.

Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersuchen derzeit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter der Federführung der „Gesundheit Österreich GmbH“ die Frage, ob es für Frauen mit einer unkomplizierten wiederkehrenden Blasenentzündung eine (pflanzliche) Alternative zur Behandlung mit Antibiotika gibt.

Dabei liegen für die Behandlung von Harnwegsentzündungen mit pflanzlichen Mitteln die meisten Studiendaten für Cranberry-Präparate vor. Vorläufiges Ergebnis der Datenauswertung: Das , dass eine Blasenentzündung wiederkehrt, scheint durch den präventiven Einsatz von Cranberry-Präparaten zu sinken. Für die Wirksamkeit von Cranberry bei der Akutbehandlung von symptomatischen Episoden bei Frauen mit unkomplizierter wiederkehrender Blasenentzündung haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hingegen keine belastbaren Belege finden können.

Zu diesem vorläufigen bittet das Institut nun bis zum 5.11.2021 um Stellungnahmen. Es handelt sich dabei um eine (engl. = HTA) im Rahmen des IQWiG-Verfahrens ThemenCheck Medizin. Die Fragestellungen dieser HTA-Berichte gehen stets auf Vorschläge von Bürgerinnen und Bürgern zurück.

Harnwegsentzündungen bei Frauen häufiger als bei Männern

Harnwegsentzündungen kommen bei Frauen wesentlich häufiger vor als bei Männern. Typische Symptome sind schmerzhafter, häufiger oder unbeherrschbarer Harndrang, Schmerzen beim Wasserlassen und Schmerzen oberhalb des Schambeins. Bei zwei oder mehr symptomatischen Episoden pro Halbjahr bzw. drei oder mehr Episoden innerhalb eines Jahres spricht man von wiederkehrender oder „rezidivierender“ Blasenentzündung.

Behandlungsoptionen für (rezidivierende) Blasenentzündungen umfassen sowohl antibiotische als auch nicht-antibiotische Therapien, z. B. verschiedene pflanzliche Mittel (Phytotherapeutika). Diese werden aus einer großen Bandbreite an unterschiedlichen Pflanzen(teilen) hergestellt.

Anfrage einer Bürgerin als Ausgangspunkt des Berichts

Ausgangspunkt des jetzt vorliegenden vorläufigen HTA-Berichts war die beim ThemenCheck Medizin des IQWiG gestellte Frage einer Bürgerin, ob es für Frauen mit einer unkomplizierten wiederkehrenden Blasenentzündung eine Alternative für die Behandlung mit Antibiotika gibt. Sie führte an, dass viele Menschen einer regelmäßigen Einnahme von Antibiotika kritisch gegenüberstehen.

Präventiver Einsatz von Cranberry-Präparaten kann sinnvoll sein

Der präventive Einsatz von Cranberry-Präparaten kann bei Frauen mit unkomplizierter wiederkehrender Blasenentzündung sinnvoll sein, weil es dadurch einerseits Hinweise für eine Rezidivvermeidung gibt und weil zugleich der präventive Einsatz von Antibiotika gemäß S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie nur in seltenen Fällen empfohlen wird. Ob der präventive Einsatz von anderen Phytotherapeutika sinnvoll sein kann, lässt sich aufgrund der sehr wenigen verfügbaren Daten nicht ausreichend beurteilen. Zum Einsatz von Cranberry-Präparaten oder anderen Phytotherapeutika zur Akutbehandlung von symptomatischen Episoden bei Frauen mit unkomplizierter wiederkehrender Blasenentzündung sind keine Daten verfügbar.

Das IQWiG bittet um Stellungnahmen

Zu dem nun vorliegenden vorläufigen bittet das IQWiG bis zum 5.11.2021 um Stellungnahmen. Alle interessierten Personen, Institutionen und (Fach-)Gesellschaften können Stellungnahmen abgeben. Gegebenenfalls führt das IQWiG eine wissenschaftliche Erörterung zur Klärung von weitergehenden Fragen aus den schriftlichen Stellungnahmen durch. Die Ergebnisse aus der können zu Änderungen und/oder Ergänzungen des vorläufigen HTA-Berichts führen.

Die HTA-Berichte im Rahmen des ThemenCheck Medizin werden nicht vom IQWiG selbst verfasst, sondern von externen Sachverständigen. Deren Bewertung wird gemeinsam mit einer allgemein verständlichen Kurzfassung (HTA kompakt) und einem IQWiG-Herausgeberkommentar veröffentlicht.

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