10.12.2020

Herztransplantationen: Erfolgsaussichten steigen mit höheren Fallzahlen

In Kliniken, in denen Herzen häufiger transplantiert werden, stehen die Überlebenschancen für die Operierten besser.

In einer Reihe von Prüfaufträgen, die der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) erteilt hat, geht es um die Frage, ob bei bestimmten Operationen ein Zusammenhang zwischen der Menge der pro Krankenhaus erbrachten Leistung und der Qualität des Behandlungsergebnisses nachweisbar ist. Für Herztransplantationen liegt nun der des IQWiG vor.

Danach ist bei Herztransplantationen bei Erwachsenen ein positiver Zusammenhang zwischen der Leistungsmenge und der Qualität des Behandlungsergebnisses ableitbar: In Krankenhäusern mit höheren Fallzahlen versterben sowohl im direkten Zusammenhang mit dem Eingriff als auch insgesamt weniger der Transplantierten. Jedoch weisen die in die Untersuchung eingeschlossenen drei Beobachtungsstudien nur eine niedrige Aussagekraft der Ergebnisse auf.

318 Herztransplantationen in Deutschland im Jahr 2018

Eine Herztransplantation kann medizinisch bei einer hochgradigen Herzschwäche indiziert sein, die trotz Anwendung aller anderen Behandlungsmöglichkeiten fortschreitet und das Leben der Betroffenen gefährdet beziehungsweise deren Lebensqualität in besonderem Maße einschränkt. Nach der Transplantation ist eine lebenslange Immunsuppression zur Vermeidung eines Organverlustes durch Abstoßungsreaktionen notwendig. Die mittlere Überlebenszeit nach dem operativen Eingriff beträgt im Eurotransplant-Raum aktuell elf Jahre.

Nach der Eurotransplant-Statistik wurden im Jahr 2018 in Deutschland insgesamt 318 Herztransplantationen durchgeführt. Der Bedarf war deutlich höher, konnte aber wegen der Knappheit an Spenderorganen nicht gedeckt werden.

Für Herztransplantationen bei Erwachsenen hat der für Deutschland bislang keine verbindlichen Mindestmengen für die Leistungserbringung in Krankenhäusern festgelegt.

Positiver Zusammenhang zwischen Fallzahlen und Überlebenschancen

Bei seinen weltweiten Recherchen hat das IQWiG drei Beobachtungsstudien identifiziert, die verwertbare Daten enthalten zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Leistungsmenge und Qualität des Behandlungsergebnisses bei Herztransplantationen. Alle drei Studien analysieren den Zusammenhang zwischen Menge und Qualität ausschließlich auf Ebene der Krankenhäuser und nicht auf Ebene der an der Transplantation beteiligten Ärztinnen und Ärzte.

Für die Zielgrößenkategorie „“ (Sterblichkeit) liegen Daten zu zwei Zielgrößen vor: zur „Gesamtmortalität“ und zur „intra- und perioperativen Mortalität“ (Sterblichkeit vor, während und unmittelbar nach der Operation). Für beide Zielgrößen ist aus den Daten eine Verringerung der Zahl der Todesfälle in Kliniken mit mehr Herztransplantationen pro Jahr ableitbar.

Für die Zielgrößen „Versterben im Krankenhaus“, „Notwendigkeit einer Retransplantation“, „gesundheitsbezogene Lebensqualität“ (einschließlich Aktivitäten des täglichen Lebens und Abhängigkeit von der Hilfe anderer Personen) sowie „Krankenhausaufenthaltsdauer“ enthielten die ausgewerteten Studien keine Daten. Für die „unerwünschte Nebenwirkungen der Therapie“ lagen zwar Daten vor, daraus ließen sich aber keine statistisch signifikanten Ergebnisse ableiten.

Für die Untersuchung des Effekts konkret in die Versorgung eingeführter Mindestfallzahlen für Herztransplantationen bei Erwachsenen auf die Qualität des Behandlungsergebnisses hat das IQWiG keine aussagefähigen Studien identifizieren können.

Zum Ablauf der Berichtserstellung

Der G-BA hatte das IQWiG im Juni 2019 mit einer systematischen Literaturrecherche und Evidenzbewertung zum Zusammenhang zwischen Leistungsmenge und Qualität bei Herztransplantationen bei Erwachsenen beauftragt. Die Arbeiten an diesem in einem beschleunigten Verfahren als „“ erstellten wurden in Abstimmung mit dem G-BA im April 2020 aufgenommen. Dem Auftraggeber ist dieser nun veröffentlichte Rapid Report im November 2020 zugegangen.

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