Biasarten

Attrition-Bias = Verzerrung durch Studienabbrecher. Teilnehmer, die eine Studie abbrechen, tun das oft aufgrund von Nebenwirkungen, Unzufriedenheit oder schlechter Resultate. Wenn diese Teilnehmer aus der Auswertung herausgenommen werden, führt das unter Umständen zu einer Überschätzung des Effekts einer medizinischen Maßnahme. Gegenmaßnahme: Intention-to-treat-Auswertung, bei der auch Studienabbrecher mit berücksichtigt werden.

Detection-Bias / Informationsbias = Verzerrung, weil in Gruppen unterschiedliche Verfahren zur Feststellung der Endpunkte verwendet werden. Beispiel: Zur Feststellung, ob nach einer Chemotherapie noch ein Tumor vorhanden ist, können Computertomografie, Sonografie oder auch nur eine klinische Untersuchung verwendet werden, die zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Gegenmaßnahme: In den Studiengruppen müssen dieselben Untersuchungsverfahren eingesetzt werden. Um dies in der Praxis zu erreichen ist die beste Möglichkeit eine verblindete Erhebung der Zielgrößen.

Performance-Bias = Verzerrung zum Beispiel, weil eine Gruppe von Patienten in einer Studie eine zusätzliche Behandlung erhält, die nicht im Rahmen der Studie untersucht wird. Angaben zur Begleittherapie sollten deshalb immer vorhanden sein, um einen eventuellen Unterschied in den Vergleichsgruppen beurteilen zu können. Gegenmaßnahme: Verblindung des ärztlichen Personals, um Unterschiede in begleitenden Maßnahmen zwischen den zu vergleichenden Gruppen zu vermeiden.

Publication-Bias = Verzerrung durch die Tatsache, dass Studien, die einen negativen oder keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe finden, seltener und später publiziert werden, als Studien mit positiven und signifikanten Resultaten. Ein systematischer Review oder eine Meta-Analyse, die sich ausschließlich auf publizierte Studien stützt, läuft Gefahr, den Effekt der untersuchten Intervention zu überschätzen. Gegenmaßnahme: Suche und Einschluss von bislang unpublizierten Studien.

Selektionsbias = Verzerrung aufgrund ungleicher Zusammensetzung der Vergleichsgruppen, wenn also zum Beispiel eine Gruppe älter oder schwerer erkrankt ist als die andere. Gegenmaßnahme: Zufällige (randomisierte) und verdeckte Zuteilung der Teilnehmer zu den Gruppen.

Lead-Time-Bias = Verzerrung bei der Beurteilung von Methoden zur Früherkennung von Krankheiten durch die reine Vorverlegung einer Diagnose im Vergleich zu Patienten, bei denen die Krankheit erst nach dem Auftreten klinischer Symptome festgestellt wird. Lässt den zeitlichen Abstand zwischen Diagnose und Verschlechterung / Tod auch bei Maßnahmen als verlängert erscheinen, die keine Auswirkungen auf den Zeitpunkt des Todes haben. Gegenmaßnahme: Kontrollierte Studien, in denen alle Teilnehmer ab einem einheitlich festgelegten Zeitpunkt beobachtet werden, und nicht erst ab einer Diagnose.

Length-Bias = Verzerrung bei der Beurteilung von Methoden der Früherkennung von Krankheiten durch bevorzugte Diagnose von Erkrankungen, die einen langsameren, weniger aggressiven Verlauf haben. Lässt einen Nutzen einer Früherkennung dann als gegeben erscheinen, wenn Erkrankungen nicht mitbetrachtet werden, die von einer Früherkennungsuntersuchung nicht miterfasst werden. Gegenmaßnahme: Kontrollierte Studien, in denen der einen Gruppe die Früherkennung angeboten wird, der anderen nicht. Es werden alle neu auftretenden Erkrankungsfälle verglichen.