12.08.2025

Auswirkungen der US-Politik auf die Literaturrecherche: Optionen für den Fall der Fälle

In einem mit G-BA und Cochrane Deutschland abgestimmten Papier geht das IQWiG der Frage nach, wie wissenschaftliche Informationsbeschaffung bei einem Ausfall der US-Datenbanken PubMed und ClinicalTrials.gov funktionieren könnte.

Es gilt, die Recherche nach medizinischer Evidenz zu sichern – unabhängig von politischen Veränderungen.

Wir wollen vorbereitet sein für den Fall der Fälle und gegebenenfalls einen Plan B in der Tasche haben. Natürlich hoffen wir alle, dass es nicht so weit kommt.

Thomas Kaiser, Leiter des IQWiG 8/2025

Die Literaturrecherche in Deutschland stützt sich zu großen Teilen auf die frei zugänglichen medizinischen Informationsangebote aus den USA. Hierzu existieren derzeit keine vergleichbaren deutschen, europäischen oder internationalen frei zugänglichen Alternativen. Unter der neuen US-Administration hat sich die Wissenschaftspolitik in den USA stark verändert, was weitreichende Folgen für die Gesundheitsforschung in Deutschland und Europa haben könnte. Wegen finanzieller und personeller Kürzungen in den United States Department of Health and Human Services Behörden (insbesondere beim National Institutes of Health, NIH, und bei der Food and Drug Administration, FDA) steht dabei auch die Option im Raum, dass Informationsangebote, die bisher für die weltweite Wissenschaftsgemeinschaft frei verfügbar waren, kostenpflichtig werden oder gar nicht mehr verfügbar sind. Die wichtigsten Recherchequellen, für die eine Ausfallgefahr gesehen wird, sind die bibliografische Datenbank PubMed (MEDLINE) und das Studienregister ClinicalTrials.gov.

PubMed (MEDLINE) ist eine bibliografische Datenbank der National Library of Medicine. Deren Archivbestand bliebe über andere Quellen auch bei einem Ausfall zugänglich, sodass die entstehende Lücke erst langsam auftreten würde, heißt es im Papier „Auswirkungen der USA-Politik auf die Literaturrecherche“ von IQWiG, und Cochrane Deutschland. Aktuell könnten andere bibliografische Datenbanken oder deren Kombination den Inhalt von PubMed (MEDLINE) jedoch nicht vollständig ersetzen. Eine Kombination aus einer medizinischen bibliografischen Datenbank wie Embase (kostenpflichtig) und dem Datenbestand aus Crossref (z. B. über die Suchoberfläche „Lens“) wäre derzeit eine in Teilen kostenpflichtige und mit höherem Aufwand verbundene Herangehensweise. „Trotz dieser Einschränkungen sind sie derzeit die einzige Möglichkeit, in Kombination mit anderen Datenbanken den Datenbestand von MEDLINE möglichst vollständig abzubilden“, meint Siw Waffenschmidt, Leiterin des IQWiG-Ressorts Informationsmanagement.

ClinicalTrials.gov ist das amerikanische Studienregister zur Registrierung klinischer Studien und der Darstellung ihrer Ergebnisse. Der Archivbestand von ClinicalTrials.gov werde über das ICTRP Search Portal weiterhin auffindbar sein, heißt es im Papier. Jedoch sei dies nur ein Aggregat der ClinicalTrials.gov-Einträge. Die Angaben zu Ergebnissen und die im Register abgelegten Dokumente fehlten komplett. „Eine zukünftige vergleichbare Registrierung von Studien könnte perspektivisch über nationale Studienregister wie das Deutsche Register Klinischer Studien (DRKS) oder über das internationale Studienregister ISRCTN erfolgen“, so Waffenschmidt.

„Was passiert eigentlich, wenn PubMed und ClinicalTrials.gov als wichtigste Recherche-Tools für die Informationsbeschaffung bei unserer Erstellung von Evidenzsynthesen wegfällt?“ Diese Leitfrage sei zielführend gewesen für die Erarbeitung des Papiers, sagt IQWiG-Leiter Thomas Kaiser: „Wir wollen vorbereitet sein für den Fall der Fälle und gegebenenfalls einen Plan B in der Tasche haben. Und wir wollen die Ergebnisse unserer Beschäftigung mit diesem Thema der Wissenschaftscommunity zur Verfügung stellen. Natürlich hoffen wir alle, dass es nicht so weit kommt.“

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