10.12.2008
IQWiG weiter auf Konsolidierungskurs
Institut ist feste und berechenbare Größe im Gesundheitswesen / Verwaltungsabläufe verbessert / Dialog mit Interessengruppen intensiviert
Nach einem turbulenten Jahreswechsel hat sich das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) 2008 weiter konsolidiert: Mit 11 Abschlussberichten, 20 Vorberichten und 14 Berichtsplänen, einer überarbeiteten Version der Allgemeinen Methoden sowie einem neu entwickelten Konzept für die Bewertung von Kosten-Nutzen-Verhältnissen bei Arzneimitteln hat das Institut seine Produktivität unter Beweis gestellt. Zugleich hat das IQWiG die Verwaltung personell aufgestockt, administrative Abläufe verbessert und die Kommunikation mit Akteuren im Gesundheitswesen ausgebaut. Bei einer Pressekonferenz in Berlin zog das Institut am 10. Dezember eine Bilanz seiner Arbeit in diesem Jahr.
Institutsleiter zeigt sich zufrieden
Prof. Dr. med. Peter Sawicki, seit der Gründung 2004 Leiter des IQWiG, zeigte sich zufrieden: "Wir haben erneut eine stattliche Zahl von Aufträgen bearbeitet und erfolgreich die Herausforderungen gemeistert, vor die uns die jüngste Gesundheitsreform gestellt hat und mit der ‚Analyse der Effizienzgrenzen' einen Vorschlag für die Kosten-Nutzen-Bewertung vorgelegt." Derzeit arbeitet das Institut hier Stellungnahmen ein. Beraten wird es dabei von einer Arbeitsgruppe seines Wissenschaftlichen Beirats. Parallel wird die Praktikabilität der Methode in Probeläufen geprüft. "Ich bin zuversichtlich, dass wir im Sommer 2009 eine finale Version haben werden", so Sawicki.
Optimierung administrativer Prozesse war 2008 wichtiges Thema
In den ersten Jahren hatte sich das Institut zunächst auf seine wissenschaftlichen Aufgaben und die Sicherung der Ergebnisqualität der Berichte konzentriert. 2008 rückte die administrative Prozessqualität stärker in den Mittelpunkt. Das Ressort Verwaltung wurde personell aufgestockt und dabei insbesondere um Sachverstand in Recht und Projekt-Controlling erweitert.
Gemeinsam mit dem Vorstand der Stiftung IQWiG wurde eine neue Vergaberichtlinie sowie ein Verhaltens-Kodex erarbeitet. Ein Vergaberechtler begleitet nun regelhaft Ausschreibungen und Vergabe von Aufträgen an externe Sachverständige und andere Dienstleister. Durch eine Änderung der Stiftungssatzung erhielten zudem der kaufmännische Geschäftsführer, zugleich der Leiter der Verwaltung, sowie die Justiziarin das Recht, direkt an den Vorstand zu berichten und dort auch selbst Anträge zu stellen.
Diese Maßnahmen haben auch die Funktion, das Institut vor Angriffen und Verleumdungen zu schützen, wie es sie zuletzt Ende 2007 gegeben hatte. Über die Medien lancierte Behauptungen, das IQWiG habe Aufträge regelwidrig vergeben, wurden durch eine eingehende Wirtschaftsprüfung widerlegt.
IQWiG pflegt Dialog mit Akteuren und Interessengruppen
Mit zunehmender Stabilisierung hat das Institut auch Freiräume gewonnen, die Kommunikation mit Akteuren im Gesundheitswesen zu intensivieren. Zusätzlich zum jährlichen Kölner Herbst-Symposium, das Ende November bereits zum vierten Mal stattfand, und dem - mittlerweile zweiten - gemeinsamen Workshop mit dem Gesundheitsforschungsrat im Oktober 2008 in Berlin, hat das Institut im vergangenen Jahr mit "IQWiG im Dialog" im Frühsommer eine neue Veranstaltungs-Reihe eröffnet.
Mit rund 350 Teilnehmern gut besucht war auch das Symposium zur Kosten-Nutzen-Bewertung Ende Februar in Berlin. Alle Veranstaltungen dienen dazu, wissenschaftlich Interessierten Einblick in die Arbeit des Instituts zu geben. Gelegenheit dazu boten auch die insgesamt 18 mündlichen Erörterungen, die 2008 im IQWiG stattfanden.
Transparenz zahlt sich aus
Offenbar zahlt sich diese Art des Dialogs mit verschiedensten Akteuren und Interessengruppen auch aus: "Die Kritik am Institut ist insgesamt sachlicher und konstruktiver geworden", sagt Peter Sawicki. Heftige, auch über die Medien transportierte Angriffe und Auseinandersetzungen hat es 2008 nicht gegeben. "Anfangs waren wir für viele ein bloßer ‚Störfaktor', bei dem man nicht wusste, woran man ist. Weil wir unsere Arbeit konsequent transparent machen, kennt man uns inzwischen. Mittlerweile sind wir eine feste und berechenbare Größe im deutschen Gesundheitswesen."
Gericht attestiert IQWiG korrekte Arbeitsweise
Das IQWiG wurde gegründet, um per se kontroverse Fragen zu beantworten. Proteste waren damit programmiert. "Deshalb ist es enorm wichtig, dass die Ergebnisse - wissenschaftlich und prozedural - verlässlich sind", erklärt Institutsleiter Sawicki. "Und diese Verlässlichkeit haben wir auch unter Beweis gestellt". Denn bisher musste das IQWiG in keinem Punkt eines seiner Ergebnisse revidieren.
Erstmalig hat nun auch die Justiz dem Institut eine korrekte Arbeitsweise attestiert: Dem IQWiG- Gutachten zu den kurzwirksamen Insulinanaloga bei Typ-2-Diabetes bestätigte das Sozialgericht Berlin in einem erstinstanzlichen Urteil, allen Anforderungen an wissenschaftliche Sorgfalt und formale Korrektheit zu genügen. Sawicki hofft, dass dieses Urteil "Signalwirkung" entfaltet und das IQWiG den guten Ruf, den es im Ausland bereits hat, auch im Inland erwerben und festigen kann.
Agenda 2009: Intensive Arbeit an den Berichten mit begleitender Evaluation
Für 20 Aufträge hat das IQWiG die vorläufigen Ergebnisse 2008 vorgelegt, d.h. mit dem endgültigen Abschluss ist im Laufe des kommenden Jahres zu rechnen. So wird das IQWiG u.a. das gesamte Auftragspaket zu Therapiealternativen bei Alzheimer Demenz sowie der Nutzenbewertung der Insulinanaloga vorlegen. Finalisiert werden zudem die Expertisen zur Asthma-Diagnose bei Kleinkindern und zum Screening bei Sprachentwicklungsstörungen.
Ein für Mitte 2009 geplantes Organisationsgutachten soll Impulse für die Weiterentwicklung des Instituts geben. Erstellt wird es nicht nur für das IQWiG, sondern für alle "Beteiligungsgesellschaften" der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). "Das Gutachten kommt für uns genau zur richtigen Zeit. Auf seiner Basis können wir besser entscheiden, wo wir künftig sinnvoll weiter ausbauen und wo nicht." Für 2009 stehen dem IQWiG 15 Mio € und 88,33 Stellen zur Verfügung, was in etwa dem Budget von 2008 entspricht.
Kontakt: Tel. 0221-35685-0, info@iqwig.de