Neue Gesichter in der Führungsebene

2024 brachte personelle Wechsel: Eine neue stellvertretende Institutsleiterin übernahm, ebenso ein neuer kaufmännischer Geschäftsführer. Zudem leiten nun eine neue Verantwortliche das Ressort „Versorgung und Leitlinien“ und ein neuer Experte das Ressort „Gesundheitsökonomie“.

Foto Michaela Eikermann

Michaela Eikermann übernahm am 1. Juni die Position der stellvertretenden Leiterin des IQWiG. Sie folgte auf Stefan Lange, der diese Rolle mehr als 19 Jahre ausfüllte (siehe Interview). „Mit Michaela Eikermann haben wir nicht nur eine ausgewiesene Expertin für gewonnen“, erklärte IQWiG-Leiter Thomas Kaiser. „Ebenso wichtig ist, dass sie umfangreiche Erfahrungen in Leitungspositionen mitbringt und diese für die notwendige Weiterentwicklung des Instituts einbringen wird.“

Zuvor leitete Eikermann beim Medizinischen Dienst Bund den Bereich Evidenzbasierte Medizin und verantwortete dort den IGeL-Monitor, der Bewertungen zu Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) veröffentlicht. „Gemeinsam mit Thomas Kaiser möchte ich die erfolgreiche Geschichte des IQWiG fortschreiben“, sagte Eikermann zu ihrem Amtsantritt. „Es ist eine spannende Aufgabe, dieses leistungsstarke Institut fachlich und organisatorisch weiterzuentwickeln, um für kommende Herausforderungen gerüstet zu sein.“

Foto Klaus Bründermann

Die kaufmännische Geschäftsführung und die Leitung des Ressorts „Verwaltung“ übernahm Klaus Bründermann. Der bisherige stellvertretende Leiter des Ressorts trat die Nachfolge von Petra Liehr an, die nach über zwölf Jahren in den Ruhestand ging. „In Petra Liehrs Amtszeit haben Wirtschaftsprüfer alle Jahresrechnungen des IQWiG ohne Beanstandungen abgenommen. Das ist eine großartige Leistung“, betonte Bründermann. „Mein Ziel ist es, diese Tradition fortzusetzen. “

Das bisherige Ressort „Versorgung und Gesundheitsökonomie“ wurde 2024 in zwei Bereiche aufgeteilt. Seit Oktober leitet Corinna Schaefer das neue Ressort „Versorgung und Leitlinien“. Sie war zuvor im Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) tätig, zuletzt als stellvertretende Institutsleiterin und Leiterin der Abteilung Evidenzbasierte Medizin und Leitlinien. Das zweite neue Ressort „Gesundheitsökonomie“ führt Tim Mathes. Er leitete zuvor die Arbeitsgruppe „Clinical Epidemiology and Health Economics“ sowie die Servicegruppe „Systematische Reviews“ am Institut für Medizinische Statistik der Universitätsmedizin Göttingen, wo er seit 2021 auch eine außerplanmäßige Professur innehat.

Das IQWiG ist nicht der Geist, der stets verneint

Von März 2005 bis März 2024 hat Stefan Lange als stellvertretender Leiter die Entwicklung des IQWiG mitgeprägt, ein Rückblick.

Herr Lange, Sie waren fast von Anfang an dabei. Wie sehen Sie heute die Anfangszeit?

Lange: Die Aufgabe war damals äußerst ambitioniert, eine echte Herkulesaufgabe. Das war mir anfangs gar nicht so klar. Der Gründungsleiter, Peter Sawicki, hatte vorgegeben, innerhalb eines Monats einen Entwurf für ein Methodenpapier zu erstellen. Und tatsächlich: Der Entwurf für das Methodenpapier 1.0 trägt das Datum 1. November 2004. Dass das IQWiG seither fast 2000 Berichte erstellt hat, die die Versorgung spürbar verbessern, erfüllt mich mit Stolz.

Welche entscheidenden Weichenstellungen in den ersten Jahren haben das IQWiG zu einem unverzichtbaren Teil des deutschen Gesundheitswesens gemacht?

Lange: Da ist zunächst die Verankerung im SGB V zu nennen, in der die Unabhängigkeit des Instituts geregelt ist. Der und die Aufsichtsgremien haben diese Unabhängigkeit stets respektiert und unterstützt. Ebenso prägend waren Transparenz und wissenschaftliche Nachvollziehbarkeit: Schon das erste Methodenpapier mit seinen 101 Seiten legte diese wesentlichen Prinzipien fest, auch wenn es noch nicht die heutige Ausgereiftheit erreichte. Nicht minder bedeutend war der Auftrag, Gesundheitsinformationen zu erstellen. Hier setzte das Institut mit seiner Methodik neue Maßstäbe.

Welche Bewertungen aus den knapp 20 Jahren, in denen Sie das IQWiG mitgeprägt haben, sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Und warum?

Lange: Das lässt sich schwer beantworten, denn jede Bewertung ist ein Unikat mit eigenen Herausforderungen. Die ersten Einschätzungen zu den Insulinanaloga brachten Patientenvertreter dazu, vor dem Institutsgebäude zu demonstrieren – das war natürlich besonders. Ebenso eindrücklich war, wie heftig die Fachgesellschaften auf den Bericht zur Stammzelltransplantation mittels Fremdspender bei akuter myeloischer Leukämie reagierten. Doch das IQWiG war und ist nicht der Geist, der stets verneint. Eine der ersten Bewertungen im nichtmedikamentösen Bereich führte etwa dazu, dass das Hörscreening für Neugeborene in den Leistungskatalog der GKV aufgenommen wurde. Daran denke ich gerne zurück.

Hervorragende Arbeit – gepaart mit Menschlichkeit und Teamgeist

Petra Liehr leitete von Mai 2012 bis Oktober 2024 als kaufmännische Geschäftsführerin das IQWiG, zum Abschluss meisterte sie den Umzug des Instituts mit Erfolg.

Frau Liehr, welches Ereignis Ihrer langen Zeit beim IQWiG ist Ihnen besonders in guter Erinnerung?

Liehr: Eine schwierige Frage. Es gibt nicht das eine Ereignis. Beruflich haben wir viel erreicht und auch knifflige Themen gut gelöst. Ich habe einfach gerne im IQWiG gearbeitet. Die Zusammenarbeit, sowohl fachlich als auch privat, war für mich rundum stimmig. Besonders hat mich das oft große Vertrauen in meine Person berührt. Diese vielen kleinen Geschichten begleiten mich bis heute. Ich war – und bin – mächtig stolz auf meine Kolleginnen und Kollegen und darauf, was wir gemeinsam erreicht haben.

Was macht das IQWiG denn so besonders?

Die hervorragende Arbeit, die dort geleistet wird, gepaart mit Menschlichkeit und Teamspirit.

Ihre Dienstzeit endete mit dem Umzug des Instituts in den neuen Deutzer Hafen. Warum fiel die Wahl auf das Gebäude „Mattes“?

Wir haben intensiv nach einer neuen Immobilie gesucht. Der neue Standort sollte in Köln liegen, genug Raum für Kommunikation und flexible Arbeitsgestaltung bieten, hell, innovativ und nachhaltig gebaut sein – und bezahlbar. Gerade das ist in Köln eine Herausforderung. Außerdem musste der Zeitplan stimmen: Die Fertigstellung des Gebäudes und das Ende unseres Mietvertrags im KölnTurm mussten zusammenpassen. Beim „Mattes“ hat alles gepasst.

Sie sind jetzt im Ruhestand. Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?

Erstaunlicherweise sind meine Tage weiterhin gut gefüllt. Die größte Umstellung war, eine neue Struktur zu finden. Früher war mein Tag durch äußere Vorgaben getaktet, jetzt bestimme ich den Rhythmus selbst. Das hat etwas gedauert. Ich mache regelmäßig Sport, engagiere mich für junge Familien und finde endlich Zeit, „Die Zeit“ zu lesen. Ganz loslassen kann ich die alten Zeiten aber nicht: Ich arbeite aktiv am Wirtschaftsplan unserer Eigentümergemeinschaft mit. Für die Verwaltungsgesellschaft ist das vielleicht nicht immer einfach, aber es erinnert mich an den IQWiG-Haushalt (lacht).

Jahresbericht 2024