Die nächste Stufe: Wie künstliche Intelligenz die professionelle Recherche unterstützen kann

Seit 2022 testet das IQWiG KI-Tools für die Informationsbeschaffung. Derzeit bleibt menschliche Intelligenz aber immer noch unverzichtbar bei Recherche und Selektion.

Ausgangspunkt für die Bewertungen des IQWiG ist die Suche nach relevanten Studien in Literaturdatenbanken und Studienregistern weltweit. Bei 300 bis 400 Recherchen pro Jahr mit Trefferzahlen von 100 bis über 5000 sind effiziente Recherchen und verlässliche Selektion der relevanten Studien für die Bewertungen des IQWiG essenziell.

Siw Waffenschmidt, Ressortleiterin Informationsmanagement beim IQWiG, geht schon lange der Frage nach, ob und wie KI-basierte Tools die Prozesse bei der Literatur- und Studienrecherche unterstützen können. Generative KI basiert in der Regel auf sogenannten Large-Language-Modellen (LLMs), beispielsweise auch ChatGPT: Sie werden mit riesigen Datenmengen trainiert und generieren Text, indem sie fortlaufend das nächste Wort vorhersagen. Die Einsatzmöglichkeiten sind erstaunlich vielfältig, sodass sogenannte Foundation Models, also „Basismodelle“, dann für spezifische Einsatzbereiche weiter verfeinert werden können.

Derzeit werden LLMs für alle Prozesse bei der Erstellung von systematischen Übersichten getestet. Beachtliche Ergebnisse zeigten sich bei der Literaturrecherche in der Studienselektion, insbesondere beim effizienten Herausfiltern von ganz eindeutig falschen Treffern. LLMs könnten also Unterstützung bei der Informationsbeschaffung im Ressort bieten, und so testet das IQWiG geeignete LLM-Tools für die Informationsbeschaffung – allerdings zunächst für Teilaufgaben, z. B. bei der Vorabrecherche, und noch nicht bei kompletten Rechercheprozessen. Das manuelle Selektieren der Recherchetreffer durch menschliche Intelligenz ist weiterhin unverzichtbar.

Auch andere Institutionen des Gesundheitswesens nutzen das KI-Wissen und die methodische Expertise des IQWiG zur Informationsbeschaffung: So leitete Siw Waffenschmidt 2024 Workshops, in denen sie effektive Strategien für die Suche nach hochwertiger vermittelte. Sie erklärte die Grundlagen der systematischen Literaturrecherche und verglich Vor- und Nachteile verschiedener Literaturverwaltungsprogramme – unter anderem für die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), den Medizinischen Dienst Bund (MD) und das Bundesgesundheitsministerium (BMG). Übrigens: Beim nächsten Information Retrieval Meeting des IQWiG im April 2026 stehen erneut KI-Themen im Fokus.

Jahresbericht 2024